„Der Widerstand der Krabbenfischer muss weitergehen!“
Das wurde mehr als deutlich auf der interessanten Informationsveranstaltung, die auf Einladung des SPD-Ortsvereins am Gründonnerstag im Pellwormer Bürgerhus stattfand. Thema war der EU-Aktionsplan, der quasi ein Berufsverbot für die Krabbenfischerei vorsieht und der seit Wochen die Gemüter erhitzt. Zunächst stellte der Pellwormer Fischer Birger Zetl die Arbeitsweisen, Fanggebiete und Rahmenbedingungen unserer Krabbenfischer vor. Dr. Peter Breckling, der Generalsekretär des Deutschen Fischereiverbands, schilderte eindrücklich, wie das Vorgehen der EU alle Insider fassungslos gemacht hatte: ohne Folgeabschätzung, entgegen aller wissenschaftlicher Expertise und ohne Abstimmung mit den EU-Mitgliedsstaaten sei dieser Aktionsplan veröffentlicht worden. Dies bestätigte auch der SPD-Landtagsabgeordnete Marc Timmer, der von einem „intransparenten Verfahren“ sprach, von dem auch der Schleswig-Holsteinische Landtag überrascht worden war. Er teilte die Auffassung, dass der Aktionsplan ein völlig ungerechtfertigter und unverhältnismäßiger Eingriff in die Grundrechte der Fischer sei, was umso unverständlicher sei, als die Krabbe in ihrem Bestand gar nicht gefährdet sei. Krabbenfischerei gehöre außerdem zur Identität der Region und sei sehr wichtig für den Tourismus. Hans von Wecheln von der Interessengemeinschaft nordfriesischer Häfen rief den Entstehungsprozess des Nationalparks Wattenmeer in Erinnerung, in dem mehrfach betont worden war, dass die Tätigkeit der Krabbenfischer nicht eingeschränkt werden solle, weil es dafür auch keinerlei Begründung gäbe. Das gelte auch heute noch! Eine andere Position vertrat die grüne Landtagsabgeordnete Silke Backsen, die sich für einen „Zukunftspakt für mehr Meeresschutz“ aussprach und stärker differenzieren wollte nach unterschiedlichen Fanggeschirren. Sie stehe hinter der Krabbenfischerei und wolle ein überparteiliches Gesprächsangebot machen. Hierzu verwies Birger Zetl auf die MSC-Zertifizierung, die die Fischer längst als freiwillige Maßnahme durchlaufen hätten, was aber von der Politik nie anerkannt worden wäre. Er habe genug von ständig neuen Runden Tischen, wo „nie mit den Fischern, sondern immer nur über die Fischer geredet“ werde.
Als Fazit bleibt festzuhalten: es gibt keinen wissenschaftlichen Nachweis, dass die grundberührende Fischerei in der Nordsee den Meeresboden über Gebühr schädigt, im Gegenteil: die Fischer haben große Anstrengungen unternommen, um zu mehr Nachhaltigkeit zu kommen. Es gibt keine Folgenabschätzung und keine Begründung für eine so massive Maßnahme wie ein Berufsverbot. Letztendlich blieb eine gewisse Ratlosigkeit, was die EU dazu bewegt, die Krabbenfischerei verbieten zu wollen – und eine gehörige Portion Skepsis, ob diese Pläne nach dem massiven Protest der Fischer nun ad acta gelegt werden. Zwar ist der grüne Landwirtschaftsminister Cem Özdemir inzwischen zurückgerudert und hat sich gegen den Aktionsplan in seiner gegenwärtigen Form ausgesprochen, doch waren sich die Experten einig, dass der Widerstand der Fischer noch lange Zeit weitergehen müsse. Der Druck auf Bundes- und EU-Ebene müsse aufrechterhalten bleiben mit dem Ziel, die Krabbenfischerei in der Nordsee vor noch weitergehenden Einschränkungen zu schützen.